Katja Cruz 1999, Glas/Edelstahl, renoviert 2018
Meranpark Leonhardstraße Nr. 15, Graz
Basis für diese Skulptur ist die Symphonie op. 21 von Anton Webern. Die 12 Töne der Reihe sind in dieser Skulptur in zwei mal sechs Stäbe gegliedert, als wären die zweiten sechs der Krebsgang der ersten sechs. Die Spiegelungen treten zwei Mal in der Vertikalen und ein Mal in der Horizontalen auf. Das eigentliche Zentrum ist eine vertikal verlaufende Linie in der Luft, um welche herum sich die Skulptur spiegelt. Von der Längsseite aus betrachtet sieht man 12 „gerade“ Stäbe; von der Breitseite aus betrachtet eine amorphe Form, ähnlich einer sich öffnenden Knospe; von jeder anderen Position aus erinnern die Stäbe an wogendes Gras, Weberns Liebe zur Natur reflektierend. „Die Symphonie op. 21 ist eines der schlüssigsten Beispiele für Weberns Bestreben, das jeweilige Werk durch eine Vielfalt von Bezügen nach innen und außen zu verklammern. Drei Gestaltungsprinzipien bestimmen den Bau der zweisätzigen Komposition im Gesamten wie im Detail: die zwölftönige Reihentechnik, die kanonische Imitation sowie die beiden musikalischen Spiegelformen Umkehrung und Krebsgang. Innerhalb dieser Dreiheit steht das Spiegeldenken an erster Stelle; es reguliert bereits die Aufstellung des zwölftönigen Grundmaterials, das für beide Sätze verbindlich bleibt, und zwar dergestalt, dass die zweite Hälfte der Reihe identisch ist mit dem Krebs der ersten.“4 „Alles ist wie ein Hauch und hat doch sein Notwendiges vermöge jener heimlichen Organisation.“5 Ich hoffe, dass auch die Gestaltung dieser Skulptur aus der Kompositionsanalyse heraus nachvollziehbar ist.
4 Josef Häusler, Symphonie op. 21, in: Opus Anton Webern, Berlin 1983, S. 143.
5 Theodor W. Adorno, Anton von Webern, in: Klangfiguren. Musikalische Schriften I, Gesammelte Schriften Bd 16, Frankfurt 1997, S. 114.
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alle Fotos: Silvio Rether, KUG